Trotz hoher Nachfrage nach Wohnraum stehen in Bayern laut letzten Zensus rund 294.000 Wohnungen leer, was einer Leerstandsquote von 4,4 Prozent entspricht. In Großstädten wie München, Augsburg und Nürnberg liegt die Quote deutlich niedriger, während in ländlichen Gemeinden wie Schirnding Werte von bis zu 16 Prozent erreicht werden. Der Freistaat Bayern und die Kommunen haben in den letzten Jahren Maßnahmen ergriffen, um gezielt Leerstände abzubauen und Wohnraum zu aktivieren. Ein Überblick.

Förderinitiative „Leerstand nutzen – Lebensraum schaffen“

Mit der Initiative „Leerstand nutzen – Lebensraum schaffen“ unterstützt der Freistaat Bayern die Reaktivierung leerstehender Bausubstanz in Ortskernen. Die Gemeinden erhalten Zuschüsse von bis zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten, strukturschwache Gemeinden sogar bis zu 90 Prozent. Auch private Eigentümer können im Rahmen der Städtebauförderung Anträge stellen, wenn sie Wohnraum schaffen und diesen anschließend vermieten.

In Reischach wird beispielsweise das alte Rathaus zu einem Wohnprojekt für junge Erwachsene umgebaut. Weitere Modellvorhaben, etwa zur Umnutzung von Gewerbeflächen, laufen im Rahmen des Programms „Leerstand jetzt WOHNEN“, das bayernweit Pilotprojekte begleitet.

Kommunale Maßnahmen gegen Leerstand

München

In München liegt der marktaktive Leerstand nach Angaben der Stadt bei 0,41 Prozent, während der Zensus 2022 eine Quote von 2,4 Prozent ausweist. Die Stadt betreibt eine Meldeplattform für Leerstände und verfolgt Verstöße gegen die Zweckentfremdungssatzung mit Bußgeldern bis zu 500.000 Euro. Eigentümer, die Leerstände beseitigen und Wohnungen vermieten, können im Rahmen von Förderprogrammen Sanierungszuschüsse erhalten.

Augsburg

Augsburg weist eine Leerstandsquote von 4 Prozent auf. Die Stadt prüft derzeit die rechtlichen Grundlagen für die Einführung einer Zweckentfremdungssatzung. Projekte zur Umnutzung leerstehender Einzelhandelsflächen sind in Planung, in den offiziellen Förderübersichten sind derzeit jedoch keine konkreten Fälle von Wohnraumumnutzung aufgeführt.

Nürnberg

Die Leerstandsquote in Nürnberg lag im Jahr 2022 bei 1,4 Prozent. Um den gewerblichen Leerstand zu reduzieren, beteiligt sich die Stadt an der bayerischen Förderlinie „Starkes Stadtmarketing für lebendige Innenstädte“, die unter anderem temporäre Zwischennutzungen wie Pop-up-Stores fördert. Die Zuschüsse für Wohnungsmodernisierungen oder Altbausanierungen liegen je nach Programm in der Regel zwischen 20 und 30 Prozent.

Bedeutung für den Wohnungsmarkt

Die Maßnahmen zielen darauf ab, bestehenden Wohnraum wieder nutzbar zu machen – insbesondere in Städten wie München, wo die Quadratmeterpreise im März 2025 bei durchschnittlich 9.032 Euro lagen. In Augsburg stehen derzeit über 4.000 Haushalte auf der Warteliste für städtische Wohnungen.

In ländlichen Regionen hingegen ist der Leerstand aufgrund von Abwanderung nach wie vor hoch. Frühere Programme wie die “Förderoffensive Nordostbayern” konnten punktuell Erfolge erzielen, z.B. in Hof, wo rund 200 Wohnungen reaktiviert wurden.

Ansprechpartner

Bei Fragen senden sie uns eine Mail an info@igbay.de.

Newsletter

Zum monatlichen Newsletter anmelden.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Wohnungsbauförderung: Kontinuität trotz politischer Veränderungen

| Aktuelles | No Comments
Die staatlichen Förderprogramme für den Wohnungsbau sollen auch nach dem Ende der Ampel-Koalition und während der vorläufigen Haushaltsführung 2025 fortgeführt werden. Das verkündigte das Bauministerium auf dem Tag der Wohnungswirtschaft…