Seit der Corona-Pandemie hat sich der Markt für Gewerbeimmobilien in Deutschland stark verändert. Eine aktuelle Analyse von ImmoScout24 für den Zeitraum vom ersten Quartal 2020 bis zum dritten Quartal 2024 zeigt deutliche Verschiebungen in verschiedenen Marktsegmenten und Lagen.

B-Lagen gewinnen an Bedeutung

Besonders auffällig ist die positive Entwicklung in B-Lagen – mittleren Großstädten mit nationaler und regionaler Bedeutung. Hier verzeichnen vor allem Gastronomie- und Hotelflächen Preissteigerungen von über 26 Prozent. Der Quadratmeterpreis stieg von 14,39 Euro auf 18,24 Euro.

Einzelhandel zeigt Resilienz

Der Einzelhandelssektor demonstriert über alle Regionen hinweg eine überraschend positive Entwicklung:

  • In A-Lagen (Metropolen) stieg die Nachfrage um 13 Prozent
  • B-Lagen verzeichneten ein Plus von 22 Prozent
  • C-Lagen führen mit einem Anstieg von 43 Prozent
  • D-Lagen sahen einen Zuwachs von 38 Prozent

Auffällig ist die Preisentwicklung in den E-Lagen (ländlicher Raum), wo die Mieten um 8,2 Prozent auf 12,11 Euro pro Quadratmeter gestiegen sind.

Logistikimmobilien bleiben Gewinner

Der Logistiksektor setzt seinen Aufwärtstrend fort, insbesondere in kleineren Zentren. In C-Lagen übertrifft die Nachfragesteigerung (+46 Prozent) deutlich das gewachsene Angebot (+24 Prozent). In D-Lagen sind die Quadratmeterpreise mit 7,76 Euro mittlerweile die zweithöchsten nach den Metropolregionen.

Büromarkt im Wandel

Der Büroimmobilienmarkt zeigt eine zweigeteilte Entwicklung:

  • A-Lagen verzeichnen trotz Preissteigerungen auf 20,31 Euro pro Quadratmeter ein Überangebot (+37 Prozent) bei sinkender Nachfrage (-35 Prozent)
  • B-Lagen entwickeln sich stabilisierend mit leicht steigendem Angebot (+5 Prozent) und stabiler Nachfrage
  • E-Lagen überraschen mit einem Nachfrageplus von 24 Prozent, was auf einen Trend zur Dezentralisierung hindeutet

Klassifizierung der Immobilienlagen in Deutschland

Lage Definition Charakteristika
A-Lage Top-7-Metropolen
  • Büroflächenbestand über 7 Mio. m²
  • Umsätze im langjährigen Mittel über 150.000 m²
  • Spitzenmieten mindestens 20 Euro/m²
B-Lage 14 Großstädte mit nationaler und regionaler Bedeutung
  • Büroflächenbestände zwischen 2 und 5 Mio. m²
  • Umsätze in der Regel über 35.000 m²
  • Spitzenmieten mindestens 15 Euro/m²
C-Lage 22 deutsche Städte mit regionaler und eingeschränkt nationaler Bedeutung
  • Wichtige Ausstrahlung auf die umgebende Region
  • Geringere Flächenbestände als B-Lagen
  • Regionale Wirtschaftszentren
D-Lage 82 kleine, regional fokussierte Standorte
  • Zentrale Funktion für direktes Umland
  • Geringeres Marktvolumen
  • Kleinerer Umsatz
E-Lage Ländlicher Raum
  • Übrige Standorte
  • Auch Umlandgemeinden von Metropolen
  • Meist kleinteiligere Gewerbestrukturen

Basierend auf der RIWIS-Standortklassifizierung der bulwiengesa AG

Ausblick

Die Analyse zeigt eine deutliche Verschiebung der Marktdynamik weg von den Metropolen hin zu B-Lagen und dem ländlichen Raum. Der Trend spiegelt die veränderten Arbeits- und Lebensgewohnheiten nach der Pandemie wider und könnte auf einen langfristigen Trend zur Dezentralisierung des Gewerbeimmobilienmarktes hindeuten. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Entwicklung fortsetzt.

Ansprechpartner

Bei Fragen senden sie uns eine Mail an info@igbay.de.

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